Echt jetzt?
— №0 Handouts
Zum Mitnehmen
Fakten rund ums Thema Klimaschutz und eine DIY-Anleitung für eigene Crafting Futures Sessions.
— №1 Fliegen
Ist fliegen wirklich so schlimm fürs Klima?
Ja. Anstelle eines Hin- und Rückflugs von Zürich nach New York könntest du fast 300 Mal mit dem Zug nach Paris fahren — oder über 213 Jahre lang das Licht brennen lassen. Würden alle Menschen so viel fliegen wie wir Schweizer*innen, hätte das fatale Folgen fürs Klima.
Mobilitätsforscher Stefan Gössling im Tages Anzeiger: «Es ist ein Mythos, zu glauben, dass wir das Emissionsproblem im Flugverkehr mit Technologie lösen werden. Wir müssen weniger fliegen.»
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Fliegen ist für 5% der globalen CO₂-Emissionen verantwortlich – wobei nur 4% der Weltbevölkerung fliegen, um eine Landesgrenze zu überqueren.
Luftfahrtemissionen wie Stickoxid, Wasserdampf, Feinstaub, Kondensstreifen und Veränderungen in Zirruswolken haben einen zusätzlichen Erwärmungseffekt ↳ Artikel DW
Schweizer*innen fliegen mehr als doppelt so viel als ihre Nachbar*innen, weshalb der Anteil des Flugverkehrs an unseren CO₂-Emissionen 20% beträgt.
Reiche fliegen extra viel und stossen dabei Unmengen an CO₂ aus. Bill Gates zum Beispiel bringt’s auf über 3’000 Tonnen pro Jahr ↳ ClimateJets
Kann die Luftfahrt durch Techniklösungen klimaneutral werden? Stefan Gössling, Experte für nachhaltigen Tourismus, glaubt nicht daran. Er hat andere Ideen, um das Problem zu lösen. ↳ Beitrag DLF
Klimaneutrales Fliegen ab 2050: Die Luftfahrtbranche stellt das gerne in Aussicht. Wachse der Luftverkehr wie vorhergesagt, könne das nicht funktionieren, sagen Forscher. Klimaneutrales fliegen – eine Illusion ↳ ARD Tagesschau
Fazit: Nicht fliegen bringt richtig viel in Bezug auf deine persönliche CO₂-Bilanz. ♥ Merci an alle, die am Boden bleiben.
— №2 CO₂-Filter
Mit CO₂-Staubsaugern die Atmosphäre reinigen?
Jein. Für wichtige Emissionen (zum Beispiel von Spitälern) bleibt uns in einer netto-null-Welt nichts anderes übrig. CO₂ in grossem Stil aus der Luft zu filtern, wird zwar mittelfristig günstiger, aber nicht so günstig wie bisher angenommen. Aktuelle Kosten: CHF 1’000.— pro Tonne CO₂.
Fazit der ETH-Studie: Die Anstrengungen zur Vermeidung von CO₂-Emissionen sollten auf keinen Fall reduziert werden.
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Die neuste Anlage des Schweizer ETH-Spinoffs Climeworks kann jährlich 36’000t CO₂ binden. Die Kosten liegen bei etwa CHF 1’000.— pro Tonne. Bei einem durchschnittlichen pro Kopf Ausstoss von 14t CO₂ müsste jede*r Schweizer*in CHF 14’000.— bezahlen. Jährlich.
Die direkte Luftabscheidung und -speicherung ist laut der NGO Ocean Care eine teure, unzureichende und mit der Umwelt nicht zu vereinbarende technische Lösung, die von den für den sofortigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen erforderlichen Anstrengungen und Ressourcen ablenkt oder – schlimmer noch – sie verhindert.
— №3 Atomenergie
Ist Atomenergie emissionsfrei?
Nein. Auch die Kernenergie verursacht Treibhausgas-Emissionen. Nach aktuellen Studien im Schnitt ca. 116 g CO₂/kWh, also deutlich mehr als Energie aus Sonne (33 g), Wind (9 g) oder Wasser (4 g). Hinzu kommen die hohen Kosten: Pro kWh ist Kernenergie rund 10x so teuer wie Wind- oder Solarenergie.
Heisses extra: Radioaktiver Abfall, den wir tausenden von kommenden Generationen hinterlassen.
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Es dauert in etwa 20 Jahre bis ein neues Kernkraftwerk gebaut ist. Die Welt muss die Treibhausgase in den nächsten zehn Jahren in den Griff bekommen. Da kann die Atomkraft keinen nennenswerten Beitrag leisten. Durch die hohen Kosten blockiert die Technik zudem Geld, das dringend für den Ausbau der erneuerbaren Energien gebraucht wird.
Laut SRF stammt derzeit rund 50 Prozent des Brennstoffs für die Schweiz aus Russland. Der Abfall muss für 100’000 Jahre Bomben-, Erdbeben- und Eiszeitsicher vergraben werden. In der Schweiz sucht man seit 50 Jahren nach einem geeigneten Ort.
Hinzu kommt, dass die Atomenergie selbst ein Problem mit dem Klimawandel bekommt. In heissen Sommern mussten bereits mehrere AKW heruntergefahren oder ganz vom Netz gehen, da aufgrund sinkender Pegel vieler Flüsse die Kühlung der Reaktoren nicht mehr gewährleistet war.
Kurz: AKWs sind keine Lösung für die Klimakrise.
Auf dem Bild: Der Schnelle Brüter von Kalkar. Das Innovations-Projekt endete als eine der teuersten Investitionsruinen Deutschlands und wird heute als Vergnügungspark genutzt — immerhin.
— №4 Essen
Sind Vegi-Menüs klimafreundlicher?
Definitiv. Die CO₂-Emissionen der meisten tierischen Produkte sind wesentlich höher als jene von pflanzlichen. Egal, ob wir Fleisch vom Bauern nebenan oder von weit her kaufen: Die durch den Transport verursachten Treibhausgasemissionen machen nur einen sehr geringen Teil der Emissionen von Lebensmitteln aus. Es ist viel wichtiger, was wir essen, als woher unsere Lebensmittel stammen.
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Die Lebensmittelproduktion ist für ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich.
Was können wir tun, um den Kohlenstoff-Fussabdruck unseres Frühstücks, Mittag- und Abendessens wirklich zu verringern?
«Lokal essen» ist eine Empfehlung, die man oft hört. Das mag zwar intuitiv sinnvoll sein – schliesslich führt der Transport zu Emissionen –, ist aber einer der am meisten fehlgeleiteten Ratschläge. Faktoren wir Transportwege, Verpackung und spezifische Anbaumethoden sind meistens klein im Vergleich zum Einfluss der Art der Nahrung.
Die Methanproduktion durch Kühe, Rodungen für Weideflächen sowie Tierfutterproduktion führt bei der Rindermast zu einem hohen CO₂-Abdruck. Wenn wir weniger Fleisch und Milchprodukte essen oder von Wiederkäuerfleisch auf Hühner- und Schweinefleisch oder pflanzliche Alternativen umsteigen, können wir unseren ökologischen Fussabdruck massiv reduzieren. Schweine und Geflügel sind keine Wiederkäuer, produzieren daher selbst kein Methan. Spannend: Geflutete Reisfelder stossen ebenfalls Methan aus. Milch von Kühen produziert wesentlich mehr Emissionen als Milchersatz von Pflanzen.
Nice Fact: Nüsse sind die klimafreundlichsten Lebensmittel überhaupt, da Nussbäume CO₂ speichern.
— №5 Bauen
Holz oder Beton?
Holz! Gebäude und Infrastrukturen sind für etwa 40% der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das muss sich ändern. Wichtigster Baustein: Holz.
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Hans Joachim Schellnhuber ist Gründungsdirektor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und leitete das Institut von 1992 bis 2018. 2019 hat er gemeinsam mit 20 renommierten Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Kunst, Politik und Wirtschaft das Projekt «Bauhaus Erde» initiiert.
Das Ziel: Die gebaute Umwelt von einer Kohlenstoff-Quelle zu einer Kohlenstoff-Senke umzubauen.
Prof. Schellnhuber rechnet vor: «Lassen Sie uns das im Kleinen am Beispiel eines durchschnittlichen Einfamilienhauses durchrechnen. Dieses besteht aus etwa 100 Tonnen Stahlbeton. Allein bei der Produktion der verwendeten Materialien werden also grob 100 Tonnen CO₂ frei. Die Zementproduktion ist, was kaum jemand weiss, für rund acht Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich. Wenn ich aber ein Haus aus Holz baue, dann vermeide ich nicht nur 100 Tonnen CO₂, sondern ich entferne zusätzlich 100 Tonnen langfristig aus der Atmosphäre. Und 100 plus 100 macht 200 – ein schönes Ergebnis.»
Seine Vision: Hochhäuser in Holzbauweise, Methoden der zirkulären Bioökonomie, KI-gestütztes Design, intelligente Recyclingtechnologie, multifunktionale Flächennutzung, integriertes regionales Ressourcenmanagement und gemeindebasierte Stadtentwicklung.
— №6 E-Autos
Sind E-Autos die Lösung für die Umweltprobleme?
Nein. In Bezug auf den CO₂-Ausstoss sind E-Autos deutlich besser als Autos mit Benzin- oder Dieselantrieb. Eine Analyse des Bundes hat die Auswirkungen der Mobilität auf Ruhe, Luft, Klima, Boden, Landschaft, Biodiversität, Abfall und Rohstoffe untersucht. All Inclusive schneiden E-Autos kaum besser ab.
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Auch E-Autos verursachen Unfälle, Lärm, Ressourcen-Verbrauch, Bodenversiegelung, Reifenabrieb und CO₂.
2023 gab's in der Schweiz über 18'000 Verkehrsunfälle, mehr als 4'000 Schwerverletzte und 236 Todesfälle. ↳ BFS
Laut einer neuen Studie stellen E-Autos ein grösseres Unfallrisiko für Fussgänger dar als Verbrenner.
E-Autos sind ab 30 km/h gleich laut wie Benziner und gefährlicher für Fussgänger*innen. Jahrzehntelang haben wir die Innenstädte für Autos geplant. Und so sehen sie auch aus: zugeparkt, voller Lärm und Abgase. So kann's nicht mehr weitergehen. «Macht endlich Platz für die Menschen, für Kultur und für mehr Grün!», fordert die Autorin Katja Diehl in ihrem Buch «Autokorrektur». Sie entwirft ein neues Bild der Stadt — mit den Menschen im Mittelpunkt. ↳ Video
Kleiner Exkurs zum Thema saubere E-Autos: Hohe Umweltstandards und Menschenrechte haben für BMW nach eigener Aussage oberste Priorität beim Rohstoffeinkauf für die Elektroflotte. Recherchen von NDR, WDR und SZ zeigen jedoch massive Probleme bei einer Mine in Marokko, aus der BMW Kobalt bezieht. ↳ ARD Tagesschau
Im Dreiländereck Bolivien, Chile, Argentinien sollen 70% der weltweiten Lithium-Vorkommen lagern. Der Rohstoff wird gebraucht, um Elektro-Auto-Batterien herzustellen. In Zeiten der Energiewende wächst der Bedarf nach Lithium rasant. Doch dessen Abbau zerstört die Lebensgrundlage der indigenen Bevölkerung. ↳ Beitrag DLF
In der Batterieherstellung für Smartphones, Tablets und neuerdings auch Elektroautos benötigen die Hersteller Kobalt. Im Kongo wird der Rohstoff unter katastrophalen Bedingungen abgebaut – häufig von Kindern. Endabnehmer möchten gerne «sauberes» Kobalt, aber das ist nicht so leicht zu bekommen.↳ Beitrag DLF
Nicht zu vergessen: Autos sind teuer. Jedes Auto kostet die Gesellschaft im Schnitt 5’000 Euro pro Jahr. In 20 Jahren macht das 100’000 Euro. ↳ Artikel GEO
... und ein Sixpack gibt's auch nicht vom Autofahren.
— №7 CO₂-Emissionen der Schweiz
ETH-Klimaforscher Reto Knutti ordnet ein.
Die Mobilität schlägt mit dem Strassenverkehr (26%) und Flugverkehr (19%) am stärksten zu Buche. Treibstoffe für Motorfahrzeuge unterliegen zurzeit keiner CO₂-Abgabe. Einsparungen durch effizientere Motoren werden wettgemacht durch mehr Fahrzeuge, mehr Kilometer, kleinere Belegung sowie schwerere und stärkere Fahrzeuge.
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«Aus wissenschaftlicher Sicht ist die Notwendigkeit von netto null klar. Aber netto null ist kein exakter Fahrplan, sondern eine Vision für die nächsten Jahrzehnte, die auch der Wirtschaft ein Ziel vorgibt.
Die Politik ist gefordert, klare, stabile und konsequente Rahmenbedingungen sowie eine austarierte Kombination von Steuern, Lenkungsabgaben, Vorschriften und Subventionen zu finden, damit der erwünschte Effekt erzielt wird und die Massnahmen mehrheitsfähig, sozial und generationenübergreifend verträglich sind.
Das wird ohne Zweifel einiges kosten, aber langfristig ist dies günstiger, als die nächste Generation für die Schäden bezahlen zu lassen. Je länger wir warten, desto teurer wird es.»
— №8 CO₂-Emissionen pro Person
Wo steht die Schweiz im internationalen CO₂-Vergleich?
Wir gehören zu den Leadern — im Verbrauchen!
Wir Schweizer*innen stossen pro Person und Jahr 14t CO₂ aus. Damit sind wir im internationalen Ranking ganz vorne mit dabei. Zum Vergleich: Die Menschen in Äthiopien emittieren jährlich nur 0.2t CO₂ — sind aber vom Klimawandel viel stärker betroffen als wir.
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Klimagerechtigkeit ist das Thema unserer Zukunft. Die Klimakrise können wir nur bewältigen, wenn alle mitziehen — auch wir Schweizer*innen.
Wir haben in der Schweiz alles, was es braucht, um eine Pionierrolle im Klimaschutz einzunehmen.
Worauf warten wir?
— №9 CO₂-Emissionen global
Wer ist für den Klimawandel verantwortlich?
Das reichste Prozent der Weltbevölkerung verursacht so viele klimaschädliche Treibhausgase wie die ärmsten 66%.
Zum reichsten Prozent gehören auch viele Schweizer*innen. Oxfam zählt alle Personen dazu, die im Jahr mehr als 123‘000 Franken verdienen.
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Klar: Die Klimakrise können wir nur gemeinsam bewältigen. Darum hat 1995 die erste UN-Klimakonferenz COP in Berlin stattgefunden. Troztdem sind die globalen CO₂-Emissionen seither um 58% gestiegen. Wie können wir dieses komplizierte Problem in den Griff kriegen?
Kohlendioxidemissionen sind die Hauptursache für den globalen Klimawandel. Es ist allgemein anerkannt, dass die Welt die Emissionen dringend reduzieren muss, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels zu vermeiden. Die Frage, wie diese Verantwortung zwischen Regionen, Ländern und Einzelpersonen aufgeteilt wird, ist jedoch ein ständiger Streitpunkt in internationalen Diskussionen.
Kommentare und Infografiken dazu von Hannah Ritchie und Max Roser der Oxford University.
Wer ist verantwortlich für den Klimawandel? Wer muss ihn beheben? ↳ Film Kurzgesagt – In a Nutshell
— №10 Buchtipps
Gute Bücher
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Inspiration
Stell dir vor (Rob Hopkins)Umfassend (+ cool!)
Unlearn CO₂ (Claudia Kemfert +)Historisch
Das Ende des Kapitalismus (Ulrike Herrmann)Kreativität
Gib nicht auf! (Austin Kleon)Design Thinking
Design Thinkit (Ackerschott, Böhnke, Robold)Storytelling
Tell Me! (Thomas Pyczak)
Little Stories of Your Life (Laura Pashby)PR
Show Your Work! (Austin Kleon)Loslegen
Machen (Krogerus, Tschäppeler)CO₂-sparen im Alltag — der Klassiker!
Weniger ist weniger (Mathias Plüss)Poetisch
Wasser und Zeit (Andri Snaer Magnason)Ökonomisch
Eine kurze Geschichte der Gleichheit (Thomas Piketty)
Unsere Welt neu denken (Maja Göpel)Politisch
Null Öl. Null Gas. Null Kohle. (Marcel Hänggi)Sofort umsetzbar
Jeden Tag die Welt retten (Julia Felicitas Allmann)Alltags-Ökowissen kompakt
Die Öko-Challenge (Komplett Media)Klimaschutz als Familienprojekt
Vier fürs Klima (Pinzler & Wessel)Zum Vorlesen
Barbapapa rettet die Tiere (Anette Tison)Für Gottimeitli*Göttibuben
Globi und die Energie (Atlant Bieri)Energie «Made in Switzerland»
Kraftwerk Schweiz (Anton Gunzinger)Velo
Vom Glück auf zwei Rädern (Robert Penn)Vegan
Dirty Vegan (Matt Pritchard)
Veggie for Family (Cramm, König, Pfannebecker)
Immer schon vegan (Katharina Seiser)Zero-Waste
Glücklich leben ohne Müll! (Bea Johnson)Ferien in der Schweiz
Tessin, die schönsten Badeplätze
Hinaus ins Blaue (Reto Weber)
Bergwandern von Hütte zu Hütte (SAC)
Familienausflüge zu SAC-Hütten (SAC)
Die schönsten Inseln, Museen, Gärten, usw. der Schweiz (Heimatschutz)
— №11 Filmtipps
Good Movies
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Für alle
↳ Tomorrow (Laurent & Dion, 118’)Für Aktivist*innen
↳ Woman at War (Benedikt Erlingsson, 101’)Für Feel-Good-Movie-Lovers
↳ 100 Dinge (Florian David Fitz, 110’)Für Romantische
↳ Worlds Apart (Papakaliatis, 103’)Für Anime-Fans
↳ Nausicaä aus dem Tal der Winde (Hayao Miyazaki, 116’)Für Fotograf*innen
↳ Das Salz der Erde (Wenders & Salgado, 110’)Für Globaldenkende
↳ Das gute Leben – La buena vida (Jens Schanze, 97’)
— №12 Gletscher
Wie geht’s unseren Gletschern?
So richtig mies. In den Jahren 22/23 haben die Schweizer Gletscher 10% ihres gesamten Eisvolumens verloren.
Aber auch andere Gletscher leiden: Kollabiert der Thwaites-Gletscher in der Westantarktis, droht ein Meeresspiegelanstieg von über drei Metern und Städte wie Venedig, New York oder Tokyo stehen unter Wasser.
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Ein Extremjahr folgt auf das andere: Verloren die Gletscher in der Schweiz 2022 6% an Volumen, so waren es 2023 4% – der zweitstärkste Rückgang seit Messbeginn. ↳ scnat.ch
2024 sah es lange gut aus. Eine 5m dicke Schneeschicht schützte die Gletscher. Im August haben sie dann aber so schnell Eis verloren, wie noch nie zuvor seit Messbeginn. Das Endresultat: Minus 2.5%. ↳ SRF
Mehr Bad News: Der Thwaites-Gletscher in der Westantarktis schmilzt ebenfalls schneller als gedacht. Schmilzt er komplett, droht ein Meeresspiegelanstieg von über drei Metern. ↳ Tages Anzeiger
— №13 Klimagerechtigkeit
Saúl vs. RWE
Der peruanische Andenbauer und Bergführer Saúl Luciano Lliuya klagt gegen den deutschen Energieriesen RWE.
Durch die klimawandelbedingte Gletscherschmelze ist ein Gletschersee oberhalb der Andenstadt Huaraz angewachsen. Nun droht einem grossen Teil des Ortes eine verheerende Flutkatastrophe. Wer soll den Schutzwall bezahlen?
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Der Energiekonzern RWE ist als Europas grösster CO₂-Emittent für rund ein halbes Prozent aller menschengemachten Treibhausgasemissionen weltweit seit Beginn der Industrialisierung verantwortlich. Saúl Luciano Lliuya fordert, dass der Konzern rund 0.5% der am Gletschersee notwendigen Schutzmassnahmen bezahlt.
Der Fall ist der erste seiner Art vor europäischen Gerichten und weltweit. Er stellt bereits durch den Eintritt in die Beweisaufnahme einen wichtigen Schritt in Richtung neuer juristischer Möglichkeiten für Betroffene dar.
— №14 Politik
Artikel 74 der Bundesverfassung
1) Der Bund erlässt Vorschriften über den Schutz des Menschen und seiner natürlichen Umwelt vor schädlichen oder lästigen Einwirkungen.
2) Er sorgt dafür, dass solche Einwirkungen vermieden werden. Die Kosten der Vermeidung und Beseitigung tragen die Verursacher.
— №15 Politik
Macht die Schweiz genug?
Nein. Die Klimaseniorinnen haben mit ihrer Klage vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte EGMR recht erhalten: Die Schweiz wurde verurteilt, weil sie die Bevölkerung zu wenig vor den Folgen der Klimaerhitzung schützt.
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Kommentar des Bundesrates: Stimmt nicht, wir machen schon genug! Erstaunlich, denn laut Berechnungen des Bundesamts für Umwelt BAFU sollte der CO₂-Ausstoss pro Person und Jahr 0.6 Tonnen betragen, um das Paris-Abkommen zu erfüllen. Im Moment liegt er jedoch bei 14 Tonnen.
Machen wir weiter so, ist 2030 unser gesamtes CO₂-Budget aufgebraucht. ↳ myclimate
Übrigens: Der Pfad auf der myclimate-Grafik sinkt seit 2010, weil ausschliesslich CO₂-Emissionen aus dem Inland zählen. Werden Flüge und Importe aus dem Ausland mit eingerechnet, sind die CO₂-Emissionen der Schweiz seit 1990 um 38% gestiegen. ↳ ourwolrdindata.org
Do better!
— №16 Suffizienz
Braucht es Verzicht?
Ja. Ist das schlimm? Nein.
Was haben Freunde treffen, kochen, lachen, tanzen, feiern und Liebe machen gemeinsam? Macht alles Spass — und ist kein Problem fürs Klima. Von «Suffizienz» hört man nicht mehr viel. Leider. Dabei wäre ein gutes Leben mit wenig Energie- und Ressourcen-Verbrauch zu führen angesagter denn je.
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Energiesparen kostet nichts, verbraucht keine Ressourcen und wirkt sofort. Es ist nach wie vor die absolut beste Lösung, um die Klimaerhitzung zu bremsen.
Spannender ↳ DLF Beitrag zum Thema Suffizienz.
Oder wie es Mathias Plüss in seinem schlauen Buch «Weniger ist weniger» schreibt:
«Plastiksackverbote und Kompensationszahlungen werden nicht reichen. Wenn wir den Klimawandel bremsen wollen, müssen wir unseren Konsum zurückzufahren.
Die gute Nachricht lautet: Es ist gar nicht so kompliziert. Es ist sogar sehr einfach. Die schlechte Nachricht: Es ist anstrengend. Das Zauberwort heisst «weniger». Weniger Konsum. Weniger Fleisch, weniger Milch. Weniger bauen. Weniger Autos, weniger fliegen, weniger heizen. Weniger Gift, weniger Ordnung. Weniger Haustiere, weniger Kinder.
An dieser Stelle der Diskussion folgt oftmals eine tröstliche Floskel à la «Weniger ist mehr». Doch das ist eine falsche Fährte. Gewiss, manche werden an der Askese Gefallen finden, und den meisten würde ein bisschen weniger Konsum guttun.
Aber wir sprechen hier von echtem Verzicht, und der tut richtig weh. Keine Angst, niemand wird hungern oder darben müssen – das nicht. Aber auf die eine oder andere Annehmlichkeit verzichten, das schon.
Weniger ist weniger.»
— №17 Essen
Eleven Madison Park
Der Exil-Aargauer Daniel Humm gehört zu den besten Köch*innen der Welt. Während Corona funktioniert er sein Luxus-Restaurant praktisch über Nacht zur Suppenküche für Randständige um und beginnt, über Beruf und Berufung nachzudenken. Die Folge war ein radikaler Kurswechsel. Humms Team setzt nun auf ein rein pflanzenbasiertes Menü — eine absolute Premiere für ein mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnetes Lokal.
— №18 Reisen
Tessin
Hallo Paradies. Das Buch «Die schönsten Badeplätze im Tessin» führt Abenteurerinnen, Wasserratten und Geniesser jeden Alters an spektakulär schöne Orte am Wasser. Darunter sind viele, die kaum jemand kennt. 120 Badeplätze mit ihren türkisblauen Becken, dramatisch geschliffenen Felsen, stiebenden Wasserfällen und lauschigen Sandstränden werden präsentiert. Sie sind alle in höchstens einer Stunde zu Fuss ab ÖV-Haltestelle erreichbar.
— №19 Bauen
Hortus
In Basel entwickeln SENN, Herzog & de Meuron und ZPF Ingenieure gemeinsam ein Bürogebäude für umweltbewusste Firmen. Der radikale Einsatz natürlicher Materialien minimiert die Umweltauswirkungen des Gebäudes. Um die Transportwege und somit den CO₂-Ausstoss zu minimieren, wurden die Holz-Lehm-Deckenelemente in einer Feldfabrik gestampft. Nur einen Steinwurf von der Baustelle entfernt.
— №20 Essen
Bio-Beck Lehmann
Wer schon mal in einem unserer Workshops Zmittag gegessen hat, weiss, wovon wir sprechen. Alles, was diese Backstube verlässt, ist nicht nur 100% Bio, sondern auch himmlisch gut. Egal ob Dinkel-Sauerteigbrot, Baumnuss-Schnitte, Amaretti oder vegane Gifpel. Es werden Menschen mit Handicap integriert und für die Mitarbeitenden wurde ein wunderschöner Garten angelegt. Mit Liebe gemacht — echt jetzt!
— №21 Ludovico Einaudi
Musik fürs Klima
Kennt ihr Ludovico Einaudi? Hat die Filmmusik für «Intouchables» geschrieben. Wir lieben seine minimalistische, berührende Musik und sind mit dem Zug extra für ein Konzert nach Mailand gereist. Irgendwann haben wir erfahren, dass sich Ludovico für Klimaschutz engagiert.
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In der Arktis spielte er 2016 ein Konzert vor dem norwegischen Wahlenbergbreen-Gletscher und erinnerte die Teilnehmer der OSPAR-Konferenz an den Klima- und Arktisschutz. Angereist sind er und sein Flügel per Greenpeace-Schiff.
— №22 Ulrike Herrmann
Grünes Schrumpfen?
Gibt es grünes Wachstum? Oder läuft das alles auf grünes Schrumpfen hinaus? «Pick Your Battles» mit Wirtschafts-Journalistin Ulrike Herrmann über Kapitalismus, Elektroautos, Grünes Wachstum und Gerechtigkeit. Kurzfassung: Erneuerbare Energie wird nicht reichen, um alles auf «Elektro» umzustellen. Absolut sehenswert!
— №23 Thomas Piketty
CO₂-Steuer
Der französische Starökonom Thomas Piketty sagt im Gespräch mit Christoph Lenz von DAS MAGAZIN, der Klimawandel sei im Kern ein Ungleichheitsproblem. Seine Lösung: Eine progressive CO₂-Steuer. Wer viel ausstösst, bezahlt viel.
— №24 Laura de Weck
Eltern motivieren
Laura de Weck hat in der Kolumne «Everyday for Future» im Tages Anzeiger geschrieben, wie Clara (16) ihren Papa dazu bringt, auf einen New-York-Flug zu verzichten.
«Man kann verschwenderisch mit Zeit umgehen statt mit Plastik. Oder man ist verschwenderisch mit Feiern statt mit Fleisch.» Interessant, oder?
— №25 Genuss
Zuriga
Die ZURIGA ist klein, schnell, einfach zu bedienen und Made in Zurich. Die hochwertige Siebträgermaschine wurde von Grund auf neu entwickelt. Wird sie nicht mehr gebraucht, kauft sie die Herstellerin für die Hälfte des ursprünglichen Kaufpreises zurück, um sie nach einem Service in den nächsten Kreislauf zu geben.
Übrigens: Es gibt Kaffee, der per Segelschiff reist und in Permakultur wächst.
— №26 Bauen
baubüro in situ
«Wir planen vor Ort. Mit den Menschen, mit dem Bestand, mit der Umwelt.» Dieses Büro lebt Nachhaltigkeit — und baut überraschende, schöne, coole Gebäude.
— №27 Mode
Patagonia
Flicken statt wegwerfen? Klingt super. Ist aber bei den High-Tech-Outdoor-Klamotten gar nicht so einfach. «Makers Unite» und Patagonia haben im Juli 2022 gemeinsam das «United Repair Centre» in Amsterdam eröffnet. Dort wird die Reparatur von Kleidung für Kund*innen von Patagonia und anderen beteiligten Marken in ganz Europa durchgeführt.
— №28 Mobilität
hinterher
Starke Anhänger aus München. In allen Grössen, von ÖV-tauglich bis Euro-Paletten-kompatibel. Für Bierharassen, Zarges-Aluboxen, Hunde, Kanus, Marktstände, …
— №29 Mobilität
8bar
Schöne schnelle Velos aus Berlin.
— №30 Politik
Solarpanels auf dem Weissen Haus — A True Story.
1979 installiert US-Präsident Jimmy Carter in einer visionären Aktion eine Solaranlage auf dem Dach des Weissen Hauses. Zudem ruft er die Bevölkerung im TV dazu auf, Energie zu sparen und im Winter ein Jäggli anzuziehen — und wird abgewählt.
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Sein Nachfolger Reagan lässt die Sonnenkollektoren abbauen. 2003 bringt George W. Bush welche zurück — um den Pool zu heizen.
Obama baut dann weitere Solarpanels aufs Weisse Haus und fördert Solarprojekte im grossen Stil.
Und Trump? Lässt sie da (hat wohl wichtigeres zu tun …).
Politik kann echt kompliziert sein.
— №31 Gesellschaft
Wie entsteht Hoffnung?
«Durch Handeln. Wer Handlungsmöglichkeiten, Lösungsansätze und positive Beispiele kennt, ist davon überzeugt, dass wir gemeinsam etwas verändern können.» sagt die Psychologin Lea Dohm
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«Die Auswirkungen der Klimakrise müssen immer wieder gezeigt werden. Fakten sind wichtig, um ein Thema präsent zu halten. Gleichzeitig sollten wir diese unbedingt mit Lösungsansätzen und positiven Zukunftsbildern verknüpfen.
Wir brauchen einen Wertewandel weg von der individuellen Nutzenmaximierung und dem materiellen Wohlstand hin zu Werten wie Beziehung, Zeit, Leben, Natur. Uns selbst als Teil der Natur zu begreifen.
Kurz: Höher, schneller, weiter vs. Miteinander, Verbundenheit, Wir-Gefühl.
Doch zuerst kommt das Handeln. Dann Freude. Dann Hoffnung.»
Wobei Vorfreude ja bekanntlich die schönste Freude ist, da sie uns immer wieder aufs Neue freut :-)
Michaela Brohm-Badry, Glücks- und Motivationsforscherin: «Wir sollten uns jetzt schon vorfreuen, weil die Freude eben diese Hoffnung hochhält. Die Hoffnung, dass es zukünftig schön ist. Und Hoffnung ist eins der wertvollsten Gefühle.» ↳ Podcast
— №32 Gesellschaft
Tesla + Wärmepumpe reichen nicht
Ob Wohnen oder Mobilität: Unser Lebensstil ist nicht zukunftsfähig, kommentiert Dagmar Röhrlich vom Deutschlandfunk (DLF). Wir sollten unser Zusammenleben grundsätzlich überdenken und als Gesellschaft in einer offenen Diskussion den Weg finden, den wir gehen wollten. Einfach so weiterzumachen, nur mit Tesla und Wärmepumpe — das reiche nicht. Finden wir auch.
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Gibt es grünes Wachstum? Oder läuft das alles auf grünes Schrumpfen hinaus? «Pick Your Battles» mit Wirtschafts-Journalistin Ulrike Herrmann über Kapitalismus, Elektroautos, Grünes Wachstum und Gerechtigkeit. Absolut sehenswert! ↳ Video
— №33 Gesellschaft
Schönes Wachstum
«Probleme kann man niemals mit der selben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.» — Albert Einstein
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Zum Schluss ein Buchtipp: «Unlearn CO₂».
Die Bewältigung der Klimakrise erscheint wie eine Mammutaufgabe. Wie Lösungen aussehen und dass sie auch Spass machen können, zeigt dieser Sammelband mit Beiträgen von 14 Autoren.
Wir finden das Buch genial. Ein kleiner Ausschnitt:
«Wachsender Umweltschutz, wachsende Bildung, wachsende Gleichberechtigung, wachsender Respekt, wachsendes Miteinander – das alles ist doch wünschenswert.
Wir Menschen brauchen nicht Druck und Angst, sondern Hoffnung und Ziele. Wer uns einen machbaren Weg in die richtige Richtung zeigt und die notwendigen Hilfsmittel zur Verfügung stellt, dem folgen wir gern.
Dank Klimaschutz bleibt die Welt lebenswert.»
Nicht im Buch, aber auch von Einstein: «Mir ist es eingefallen, während ich Fahrrad fuhr.» — Albert Einstein über die Relativitätstheorie
«Es muss cool sein, fossilfrei zu leben.»
— Sonia Seneviratne, ETH Zürich»